Kari Langenstein, 2021

Im Gespräch mit Kari Langenstein

12.01.2022

Begegnung mit einem engagierten Freund der Natur

Das Zusammentreffen mit Kari war für den ehemaligen Oberstufenlehrer und Neuzuzüger in Wauwil alles andere als nur interessant und lehrreich. Da hat der Schreibende von sich selber hin und wieder den Eindruck, dass er von den Abläufen in der Natur, von Tieren und Pflanzen doch eine kleine Ahnung habe. Schliesslich hatte er ja während Jahren auch das Fach Naturlehre unterrichtet. Was ihm jetzt aber Kari Langenstein auftischte, liess den pensionierten Schulmeister aufhorchen und staunen. Auf Anregung des Präsidenten der Navo Egolzwil – Wauwil trafen sich die beiden Naturfreunde am letzten Donnerstag am Glasiweg 10.

Kari erschien mit einem Bündel Zeitungs- und Zeitschriftenausschnitten, die in der Vergangenheit über ihn veröffentlicht worden waren. Auch hatte er einige handbeschriebene Zettel bei sich, wo er wichtige Stationen seines Lebens aufgeschrieben hatte. Vielen Wauwilerinnen und Wauwilern ist Kari natürlich längst bekannt. Sie begegnen ihm, wenn er mit seinem grossen Hund im Dorf spaziert oder wenn er, bewaffnet mit dem Fernglas, seine Touren durch das grosse Wauwiler Moos zurücklegt. Am 14. Dezember 2004 hat ihm der Gemeinderat Wauwil den Prix Engagement verliehen. Auf der Urkunde steht, der Ausgezeichnete verfüge über ein sehr breites und beeindruckendes Wirkungsfeld.

Menschen jeder Altersgruppe begeistere er für die Schönheiten der Natur. In verschiedenen Organisationen leiste er an vorderster Front wertvolle Arbeit für die Mitmenschen. Sein musikalisches Talent, das er mit Alphorn und Büchel zum Ausdruck bringt, erfreue immer wieder die Bevölkerung am Santenberg.
Das waren genug Gründe dem engagierten Gemeindebürger die Referenz zu erweisen.
Auf zwei handgeschriebenen Zetteln hat Kari die wichtigsten Stationen seines Lebens aufgeschrieben: Er ist zusammen mit sechs Geschwistern aufgewachsen. Sein Vater war Alphirt und sehr naturverbunden. In der meisten Zeit seiner Jugend war die Familie bei Bauernfamilien untergebracht. Als Kari neun Jahre alt war, kamen er und seine fünf Geschwister zu einem Bauern mit zwölf Kindern. Dort lebten sie in einer alten Käserei. Der Schulweg war eine halbe Stunde weit zu Fuss durch Wälder und Wiesen. Dort hatten die Kinder viele schöne Erlebnisse. Der alltägliche Weg zur Schule war Natur pur. Am Abend seien Waldkäuze zum Haus gekommen und hätten durch das Fenster geschaut. Hatten Sie vielleicht eine Ahnung, dass Kari einmal ein Betreuer und Freund der Natur werden würde? Schon als Schüler wollte er Pflanzen und Tiere genau beobachten.

Was Kari in dieser Zeit auch lernen musste, waren das Anpacken und Mithelfen. Als der Vater 1953 ein kleines Heimetli in Wauwil kaufte, waren die jungen Leute zum Mitarbeiten angehalten. Der Vater fand eine Beschäftigung in der Glasi und war dort im Dreischichtbetrieb angestellt. Das bedeutete, dass Kari immer wieder die sechs Kühe zu melken hatte. Das war für ihn kein Problem. Als er aus der Schule kam, musste er in die Glasi eintreten, da gab es keine Diskussion. Seinen Traumberuf konnte er an den Nagel hängen.

Kari wurde ein wichtiger Mitarbeiter, war zuerst Maschinist, dann Vorarbeiter und schliesslich übernahm er die Aufgaben eines Schichtführers. 1969 kauften er und seine Frau ein Haus in Wauwil.

Die Begeisterung für die Natur war bei ihm nach wie vor ganz stark vorhanden. Im neuen Heim richtete er eine Igelaufzuchtstation ein und war bis 2017 für die Natur SOS verantwortlich. Über seine Erlebnisse bei der Fledermausbetreuung weiss Kari eine herrliche Geschichte zu erzählen:
Sie hat sich anfangs Juli zugetragen. Auf dem Vorplatz beim Pfarrhof fand man zwei ganz junge Fledermäuse. Die eine war schon tot. Kari nahm das andere Tierchen bei sich auf und wagte einen Versuch, dass die Mutter das kleine Tierchen wieder abholen würde. In ein grösseres Gefäss stellte ihr ein Trinkglas, das mit einer Socke überzogen war. Daran sollte sich die Mutter festhalten können, wenn sie ihr Junges abholt. Als er zu später Stunde beim Pfarrhof eintraf, umschwirrte ihn plötzlich eine Fledermaus. Das junge Tier in seiner Hand piepste laut und seine Mutter erkannte seine Stimme. Sie landete auf der bereit gestellten Landebahn, das Junge klammerte sich an ihrem Bauch fest und beide entflogen in den Nachthimmel. Das war für den Fledermausbetreuer eine Sensation und ein Aufsteller.
Jetzt hat sich Kari von der Aufgabe als Betreuer zurückgezogen. Zu lange und zu gefährlich wurden ihm die grossen Leitern auf die Kirchtürme.

Lieblingstiere, denen sich der Naturfreund schon seit langer Zeit widmet, das sind die Schleiereule und die Waldohreule. Auch hier ist Kari ein richtiger Fachmann. Auf Führungen erklärt er den Teilnehmern gerne wie diese Tiere leben, wann und wo sie ihre Jungen aufziehen, was sie fressen und zu später Stunde vermittelt er ihre Lautäusserungen.
Die Waldameisen liegen dem Naturschützer sehr am Herzen. Auf Exkursionen möchte er den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Augen öffnen für diese kleinen aber ganz wichtigen Tiere, welche sehr bedroht sind.
Sich in Zukunft der Natur zu widmen, beim Verein NAVO Egolzwil – Wauwil dabei zu sein, dafür zu kämpfen, dass das Naturschutzgebiet Wauwilermoos gehegt und gepflegt wird, ist für den rüstigen Pensionär eine Selbstverständlichkeit. Wir wünschen ihm dazu alles Gute und gute Gesundheit.

Wauwil, 10. Dezember 2021
Beat Schwegler