Erzählungen von Kari Langenstein - Verfasst von Beat Schwegler
Eines Tages telefonierte ein Landwirt unserem Naturfreund Kari und teilte ihm mit, in einem Schwalbennest habe es fremde, weisse Vögel, die den Rauchschwalben die Nahrung wegfressen würden. Das seien sicher Schmarotzer.
Kari machte sich auf den Weg um das Problem zu studieren. Es handelte sich tatsächlich um weisse Rauchschwalben. Sie waren schön, auch ganz speziell anzuschauen. Diese Tiere haben in der Natur kein langes Leben. Nachdem sie flügge geworden waren, sah man sie nach zwei Tagen nicht mehr. Die roten Augen dieser weissen Tiere weisen eindeutig auf Albinismus hin.
Im Frühling 2021 meldete ein Bauer ein Falke habe auf seinem Betrieb eine Schwalbe gefangen. Kari meinte zu ihm, ein Turmfalke sei normalerweise kein Schwalbenjäger. Aber dieses Ereignis ist eindeutig auf die nasskalte Witterung zurückzuführen. Kari beobachtete schon einige Rauchschwalben, die erschöpft auf oberen Grashalmen landeten, da sie keine Insekten mehr finden konnten. Diese Vögel waren geschwächt und somit eine leichte Beute für den Turmfalken.
An der Kantonsschule in Sursee war im Naturkundeunterricht das Thema Fledermaus angesagt. Ein Mädchen von Triengen brachte eine beachtliche Menge Fledermauskegelchen aus einem Schwalbennest mit in die Schule. Der Lehrer informierte sofort den KFB, den lokalen Fledermaus- Schützer in der Person von Kari Langenstein, Wauwil. Bald darauf besuchte Kari den Landwirt in Triengen und er erlebte mehrere Überraschungen. Der Bauer war sehr freundlich, arbeitete mit Herzblut auf seinen Betrieb und war sehr naturverbunden. Auf seinem Hof befanden sich über 100 Schwalbennester die meisten davon waren Kunstnester, also vom Landwirt selber aufgehängt. Es hatte tatsächlich Fledermäuse und zwar Fransenfledermäuse in einigen Schwalbennestern. Der Landwirt wusste genau, wo sich diese Fledermäuse befanden. Im Winter reinigte er alle Nester und befreite sie so von den Milben. In einem Schwalbennest hatte es nur Platz für 2-4 Fledermäuse. Kari stellte für den Bauern zwei grosse Fledermauskästen her und montierte sie an der Scheunenwand. Diese Aktion stellte sich als sehr erfolgreich heraus. Im folgenden Sommer waren alle Schwalbennester von Rauchschwalben belegt und in den Fledermauskästen begannen 15 Fledermäuse zu leben. Sogar auf den Fledermauskästen begann neues Leben: Tauben brüteten dort bald ihre Jungen aus.
Als Kari nach einiger Zeit auf diesem Hof einen Besuch abstattete, klagte der Bauer, ein Falke besuche regelmässig seine Schwalben. Man kann sich gut vorstellen, wie viele Schwalben auf diesem Bauernhof herumfliegen. Aus jedem Nest 4-6 Tiere. Das weckt bei einem Baumfalken natürlich das Interesse. Der Raubvogel ist ein enger Begleiter der Schwalben. Jedes Jahr fliegt er mit ihnen in den Süden und auch wieder zurück in den Norden und das schon so lange wie es Schwalben gibt. Seine Nahrungsgrundlage sind schwache und kranke Tiere. Das beruhigte den Bauern, er war froh, dass bei ihm der Baumfalke keinen Schaden anrichtete.
Kurz darauf erschien tatsächlich ein Baumfalke. Sie hörten noch ein entferntes, leises Rauschen und beobachteten die Schwalben auf einer Höhe von über 100 m. Kaum aber war der Falke verschwunden, wurde das Rauschen wieder lauter und die Vögel landeten bei ihren Nestern. Der Falke musste seinen Hunger mit Grossinsekten (Libellen) stillen.
Eines Tages erhielt Kari ein Telefon von einem Bauern aus Mauensee. An seiner Scheune ist an einem Doppeldach ein Ventilator für die Heubelüftung montiert. Vor der Ansaugfläche befand sich ein Gitter, das verhinderte, dass Vögel in den Ventilator gelangen konnten. Aber an einer Stelle war das Gitter nach innen gewölbt. Dort konnte ein Falke hineinfliegen und war dann eingeschlossen. Kari betrachtete diese Situation zusammen mit dem Landwirt. Das Tier musste befreit werden, das war klar. Die Feuerwehr musste gerufen werden, aber der Kommandant, der bald erschien, meinte dieser Ventilator sei zu hoch, da müsse die Feuerwehr Sursee mit dem Hubretter anrücken, aber das werde sehr teuer werden. Kari, der Feuerwehroffizier, meinte, fragen kostet ja nichts. Gesagt, getan. Die Feuerwehr Sursee erschien bald, denn sie hatten um 16:00 Uhr eine Übung angesagt.
Kari gab Anweisungen: sobald die Öffnung beim Ventilator frei ist, muss der Hubretter heruntergefahren werden, damit der Falke kein Hindernis mehr vor sich hat. Und siehe da, nach 5 Minuten verliess der Vogel seinen Käfig. Nun wurde das Gitter einwandfrei befestigt, damit sich kein Vogel je wieder darin verfängt.
Bei Wurst, Brot und Kaffee wurde diese Aktion zufrieden abgeschlossen. Das war wirklich eine schöne, sinnvolle Feuerwehrübung.